Strukturierte Betreuungsprogramme helfen bei Depression
„In Großbritannien und den USA wurde früh erkannt, dass eine strukturierte Betreuung mithilfe von Case- und Care-Management-Programmen älteren Menschen mit Depressionen helfen kann”, berichtet Dr. Monika Peitz von der AnyCare GmbH. So unterstützten zum Beispiel in der amerikanischen PROSPECT-Studie Care Manager Hausärzte gezielt bei deren Betreuung: Im persönlichen oder telefonischen Kontakt besprachen sie mit den Patienten die Symptome der Depression, mögliche Therapien und deren Nebenwirkungen. „Das Programm brachte nicht nur eine deutliche Linderung der Depressionen”, berichtet Peitz. Patienten mit schweren Depressionen äußerten auch seltener Selbstmordabsichten. Bei den Patienten mit einer schweren sogenannten „Major Depression“ konnte später sogar ein Rückgang der Sterberate um 45 Prozent im Vergleich zu einer Kontrollgruppe festgestellt werden.
Auch in der sogenannten IMPACT-Studie wurden die Mediziner von einem „Depression Care Manager“ unterstützt. Dies war in den meisten Fällen eine Krankenschwester, manchmal auch ein Sozialarbeiter oder Psychologe. Die Depression Care Manager schulten die Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung und unterstützten sie bei Problemen. Danach hielten sie regelmäßig telefonischen Kontakt. Wirkten die Medikamente nicht, zogen sie einen Psychiater hinzu. „Auch hier kam es im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zu einer deutlichen Linderung der Depressionen”, berichtete Peitz auf dem AnyDay in Stuttgart. „Die Zahl der Rückfälle sank und die Lebensqualität besserte sich. Auch ein Jahr nach Ende der Betreuung war noch eine günstige Nachwirkung vorhanden.”
Das Betreuungsprogramm AnyCare ProPerspektive verfolgt einen ähnlichen Ansatz: Über eine Laufzeit von zwölf Monaten rufen psychologische Fachkräfte der AnyCare GmbH die Patienten regelmäßig an. „Es geht vor allem darum, die Betroffenen zu motivieren, ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen und die Behandlungsempfehlungen zu befolgen“, erklärt Peitz. Zudem informieren die Betreuer die Patienten über das Krankheitsbild Depression und vermitteln Kontakte zu Selbsthilfegruppen.
Dass dieser Ansatz auch hierzulande Erfolg hat, zeigt eine Teilnehmerbefragung. 72 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihr Gesundheitszustand während des Programms gebessert habe. „Wir haben fast durchweg positive Rückmeldungen erhalten“, berichtet Peitz. „80 Prozent fühlen sich besser informiert als vorher. 82 Prozent fällt es nach eigenen Angaben nun leichter, Vorhaben in Angriff zu nehmen.“ Etwa ein Viertel der Patienten musste seltener zum Arzt gehen, bei 46 Prozent konnten Medikamente abgesetzt oder reduziert werden. Durch die zusätzliche Betreuung der AnyCare GmbH konnten die Kostenträger zudem ihre Ausgaben deutlich senken, da bei den Patienten weniger Krankenhausaufenthalte und Arbeitsunfähigkeitstage anfielen.
Literaturhinweise:
PROSPECT-Studie
Bruce ML, Ten Have TR, Reynolds CF 3rd, Katz II, Schulberg HC, Mulsant BH, Brown GK, McAvay GJ, Pearson JL, Alexopoulos GS.: Reducing suicidal ideation and depressive symptoms in depressed older primary care patients: a randomized controlled trial. JAMA. 2004 Mar 3;291(9):1081-91.
Alexopoulos GS, Reynolds CF 3rd, Bruce ML, Katz IR, Raue PJ, Mulsant BH, Oslin DW, Ten Have T; PROSPECT Group.: Reducing suicidal ideation and depression in older primary care patients: 24-month outcomes of the PROSPECT study. Am J Psychiatry. 2009 Aug;166(8):882-90. Epub 2009 Jun 15.
IMPACT-Studie
Hunkeler EM, Katon W, Tang L, Williams JW Jr, Kroenke K, Lin EH, Harpole LH, Arean P, Levine S, Grypma LM, Hargreaves WA, Unützer J.: Long term outcomes from the IMPACT randomised trial for depressed elderly patients in primary care. BMJ. 2006 Feb 4;332(7536):259-63. Epub 2006 Jan 20
Gallo JJ, Bogner HR, Morales KH, Post EP, Lin JY, Bruce ML.: The effect of a primary care practice-based depression intervention on mortality in older adults: a randomized trial. Ann Intern Med. 2007 May 15;146(10):689-98.
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